Die "Ur" NORDLICHTER

Das waren DIE NORDLICHTER

14.08.1968 bis 26.04.1970



Die Anfangsbesetzung von links nach rechts:

Gert Faber, Norbert Garz,Jürgen König, Peter Ersel, Günter Orthey, Jürgen Ersel

Nach dem Ausscheiden von Günter Orthey kam an dessen Stelle Wolfgang Jagiella an die Schießbude


Das Foto hat meine Frau Karin coloriert. Es entstand nach dem letzten Auftritt der NORDLICHTER am 26.04.1970. Norbert Garz und Jürgen Ersel mussten zur Armee. Aus diesem Grund lösten sich die NORDLICHTER auf.
Die letzten beiden Veranstaltungen waren am 25.04.1970 und 26.04.1970.
Mit einer erstmalig zum Tanz stattfindenden Hitparade verabschiedeten sich die NORDLICHTER.



  

Der erste Auftritt nach der Abnahme fand am 14.03.1969 im Bamberger Hof in Wutha- Farnroda statt





 

Am Clavisett 



Mit dem Tambourin bei "Twist and shout"


Am 08.08.1969 spielten wir zum Brunnenfest im Schmelzerhof. Im Saal ca. 500 Leute und im Hof des Schmelzerhofes zwei Mannschaftswagen mit der NVA. Da gerade die Tschecheikrise in vollem Gange war hatte man Angst, die vielen Leute würden auch Proteste veranstalten.


...ein kleiner Bericht über die damalige "Nordlichterzeit":

Am Wochenende ging es ins Jugendklubhaus. Da spielten meist die Tenoras, viel Stones und Eric Burdon. Endlich hörte man die Musik richtig laut. Und mit Mut oder Übermut setzte ich mich in jeder großen Pause an den Flügel und spielte. Jazzmäßige Klassik und Beat.
Das kam tatsächlich gut an und dann wird man ja immer mutiger. In den Saal passten ca. 200 Leute. Was man sich da getraut hat....und keiner pfiff oder schimpfte, das hat denen gefallen!!

Irgenwann sprach mich beim Spielen ein Kumpel mit etwas längeren Haaren an ob ich nicht Lust hätte, in einer Band mitzuspielen. Sie wären eine Gitarrengruppe und brauchten noch einen Klavierspieler, sie hätten demnächst Einstufung und ohne Tasteninstrument würde man nicht zugelassen. Ich sagte zu. Die Gruppe probte in der Wohnung des Schlagzeugers ganz oben  Am Wolfgang im Wohnzimmer.
Wollen wir erst mal was vorspielen sagten sie, und sie fingen an. Ich sah nur Verstärker, Strippen, elektrische Gitarren, Mikrofone und hörte den Gitarrentwist, Nordlicht als Melodietitel und dann Misery, PS I love you ,Twist and shout I realy got to hold on me und das alles mit Satzgesang.

Da kein Klavier da war wurden alle Titel aufgeschrieben, die Tonarten und Harmonien dazu und ich probierte zu Hause. Durch die ganzen Unterrichte die ich hatte konnte ich hören und drücken was dazu passte.
Der Gruppe konnte ich auch helfen, die richtigen Harmonien zu finden die vorher nicht so ganz klar waren. Einmal probten wir im Stiegker Volkshaus, da stand ein Klavier. Mein Einstand war der Klavierpart von Misery, das ließ alle aufhören, wieder was was passte und noch gefehlt hatte.

Die Einstufung kam immer näher. Dazu mussten noch etliche DDR Titel eingeprobt werden denn mit Beatles brauchte man gar nicht anzurücken. Also war Die Straße von Natschinski, Abends an der Moskwa, Kalinka usw. gefragt. Es mussten 30 Titel vorgelegt werden und von der Einstufungskommission wurden 6 Titel ausgesucht, die man vorspielen musste.

 

      ich an der Harmona                    Peter, hinten Fürstel

Das Verhältnis 60% zu 40% musste gewahrt sein, 60% DDR Titel und 40% Westtitel aber nur solche, die in der DDR in Noten erschienen waren (nicht auf Platte oder Radio).Dann musste auch noch ein Name her. Englisch durfte er nicht sein. Auf dem Boden des Wohnzimmers lag obenauf das Notenblatt des Titels "Nordlicht". Schon kam Norbert auf die Idee, nennen wir uns doch Nordlichter.
Und schon waren wir geboren. Es begann eine unvergessliche Zeit.

Am Einstufungstag, Sonntags früh, wurden die Klamotten auf drei Handwagen (!!!) gepackt und es ging bergab.
Es lag Schnee und wir mussten wirklich bergab. Aber es klappte mit Stöcken zwischen den Hinterrädern. So marschierte unser Troß bis zum Jugendklubhaus. Alles die Treppen hochschleppen und warten.

Da jede Gruppe ihre eigene Anlage aufbauen musste dauerte die ganze Prozedur natürlich ganz schön lang. So konnten wir auch die anderen Gruppen anhören. Vor uns waren die Atlantis dran, alle in hellen Anzügen. Sie spielten unter anderem Yesterday als Melodietietel, die Melodie mit Saxophon, ganz super.
Später erfuhren wir dann, dass sie durchgefallen waren. Chris, der Gitarrist der Gruppe hatte bei einer Veranstaltung der Jungen Gemeinde in einer Kirche den Jugendchor begleitet , das hatte sie die Spielerlaubnis gekostet. Dann begann die Hektik. Alles aufbauen und anschließen, kurz probieren, ob alles geht, solche Sachen wie Soundcheck oder Monitorboxen gab es nicht.



Jürgen, Peter und ich

Im Saal war es ziemlich eng. Die anderen Gruppen samt ihren Anlagen, die Prüfungskommission, dann standen noch Tische und Stühle da ja ansonsten Jugendtanz hier stattfand. Wir standen mittendrin zu ebener Erde und mussten so ziemlich in Zimmerlautstärke spielen.
Wäre es zu laut gewesen hätten wir uns gleich verabschieden können. Das war auch verpönt. Es ist ja auch nicht einfach, angepasst an den Raum eben auch leise Töne von sich zu geben. Norbert, der die Melodiegitarre spielte hatte auch einen guten Draht zur Bewertungskomission da er auch Gitarrenunterricht hatte, sowas war ein absoluter Trumpf gegen die Autodidakten.

Durch die kulturelle Arbeit meines Vaters war ich auch bekannt und somit hatten wir schon einen moralischen Vorteil auf unserer Seite. Norbert legte los mit Tico Tico auf der Gitarre, musste dreimal ansetzen denn vor Aufregung vergeigte er immer die ersten Töne. Aber dann lief es und noch in einem Mords Tempo.
Dann kam Abends an der Moskwa, da hatte ich die Melodie, abwechselnd mit Norbert, das Haus in New Orleans, gesungen, was dann noch verlangt wurde weiß ich nicht mehr.

Da wir fast nur Westtitel drauf hatten standen auf der Liste ungefähr 15 Titel, hinter denen sich 2 echte improvisierte Bluestitel versteckten. Alle mit erfundenen Namen. Aber wir hatten Glück. Ein paar Wochen später mußten wir zum Rat des Kreises, Abteilung Kultur.
Da wurden uns die Spielausweise ausgehändigt. Grundstufe, 4,00 Mark die Stunde ohne Kapellenleiteranteil, gültig für ein Jahr. Jetzt durften wir offiziell. Von Jürgen und Peter wurde die Anlage verschönt. Fürstel, unser Schlagzeuger, war Werkzeugmacher.
Er bastelte Stoßkanten aus Metall die auch verchromt wurden und schon hatten wir richtig professionell aussehende Boxen. Wir hatten:

  Claviset oder Harmona (je nachdem was wir borgen konnten) oder Klavier

Jolana Bass

 2 Jolana Rhythmusgitarren (rot)

 Trowa Schlagzeug, später Sonor

 Umgebautes Tonbandgerät als Echo

 Federhallgerät

 3 Regent 25 Endstufen je 25 Watt

1 Elektroartist 10 Watt, 1 MV3 mit 12,5 Watt.

 

Unser großer Vorteil war, dass Jürgen bei PGH Blitz als Elekriker arbeitete. Er und sein Bruder Peter waren gleichzeitig Bass und Rhythmusgitarristen und Techniker. Jürgen baute zu jedem Verstärker eine wunderschöne große Box in der teilweise nur ein 12,5 Watt Lautsprecher steckte, aber sie waren schön groß. Vorn drauf kam noch der Bandname "Nordlichter" aus ausgestanzten Pappbuchstaben.

Ganz stark war auch das Federhallgerät Marke Eigenbau für den Gesang. Trat mann innerhalb von 2m Entfernung des Gerätes stark auf den Boden gab es durch die freischwingende Feder im Inneren über die Boxen ein mächtiges Donnerwetter. Also wurde in der Nähe des Gerätes nur geschlichen.

Jürgen und Norbert, ab geht`s zur Armee

Im März 1969 war der erste öffentliche Auftritt im Bamberger Kulturhaus in Wutha Farnroda. Der Saal fasste ca. 300 Leute, eine Bühne ohne Vorhang und es war der erste öffentliche Auftritt. Als Veranstalter, und das sollte so bleiben, der Boxverein Eisenach mit Schaukämpfen in der großen Pause und Rudi mit der Lederhand war der Chef.

Das Haus war rammelvoll, eine neue Gruppe aus Eisenach, das hatte sich rumgesprochen. Außerdem hatte sich rumgesprochen dass wir unter anderem Beatles spielten und endlich konnte man die Musik richtig schön laut hören. (Entgegen dem Mittelwellenradio)
Dazu kam noch das es kaum Platten oder Plattenspieler gab geschweige denn Tonbandgeräte.

Dreimal tief durchatmen, noch eine Zigarette und los gings. Die Erkennungsmelodie begann, mittendrin wurden alle leiser und Norbert machte die Ansage – Einen schönen guten Abend meine Damen und Herren, die Nordlicher aus Eisenach begrüßen sie recht herzlich zum heutigen Tanzabend und wünschen Ihnen gute Unterhaltung- und das sollte auch so bleiben.



Danach kamen drei Runden a 3 Melodietitel, danach ging es mit den Gesangsrunden los. Am Ende kamen noch einmal 2 Runden Melodietitel, um die Leute wieder "ruhigzustellen", so war die Order des Kreiskabinettes für Kulturarbeit. Alles in allem war der erste Abend nicht berauschend.
Die Lautstärke klappte nicht, die Verstärker waren zu laut oder zu leise, der Gesang war kaum zu hören, das Klavier mit Mikrofon drin kam ebenfalls nicht durch. Es kam artiger Applaus, getanzt wurde fleißig, und das war es auch schon. 
   

    Stiegker Volkshaus, im Saal

Eine Woche später spielten wir im Stiegker Volkshaus. Samstag von 20-24 Uhr und Sonntag von 15-19 Uhr zum Tanztee. Wiederum vom Boxen veranstaltet mit Boxeinlage in der großen Pause. Der Saal bot die besten Voraussetzungen.
Die Bühne hatte einen Vorhang, der Saal hatte eine Galerie und so passten ungefähr 500 Leute rein. Der Saal lag im 1. Stock. Im Parterre war eine Gaststätte und zum Saal ging es eine schmale Treppe hinauf auf der gerade mal 2 Leute nebeneinander Platz hatten. Oben auf dem Treppenabsatz stand dann der Verkaufstisch für die Karten. 2,10 Mark Eintritt.
Der Zehner war die Kulturabgabe. Gleichzeitig war es durch die Enge sehr einfach, die Leute zu kontrollieren. Jeans waren nicht gestattet. Wer trotzdem welche anhatte und am ersehnten Kartentisch angekommen war konnte sich wieder hinunterkämpfen. Und das gab natürlich Tumulte. Vom Veranstalter waren ungefähr 15 Leute als Ordner eingesetzt.

  
Norbert beim Solo                       Jürgen und ich "Hang on Sloopy"

Die Kollegen waren recht kräftig und gegen die hatte man auch keine Chance. Peter und Jürgen hatten die Anlage schon vorher aufgebaut und so wollten wir uns eine Stunde vorher treffen. Ich kam so gegen halb sieben und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Vor dem Stiegker ein Riesenauflauf Menschen.
Die warteten tatsächlich auf den Einlass. Obwohl die Woche vorher die Veranstaltung gar nicht so gut ausgegangen war wollten so viele zu uns.

Das nächste Rätsel war, wie kommt man jetzt in den Saal! Von oben sahen mich zwei Ordner, die kannten uns ja schon von Wutha. So kämpften sich sich Treppe runter und schoben vor mir die Leute beiseite damit ich die Treppe hochkam. Sollten das die Anfänge der Bodygards gewesen sein?

Wir trafen uns hinter der Bühne und den anderen war es genauso ergangen. Irgendwie waren wir alle aufgeregt. Der Vorhang war zu und wir schauten laufend durch den Vorhangspalt. Der Saal wurde voller und voller. Katze, unser Sänger, stieg hinter der Bühne durch das Fenster und schaut nach der Eingangstür. Immer noch standen Unmassen von Jugendlichen davor.

Und dann ging es los. Hinter geschlossenem Vorhang finden wir mit der Erkennungsmelodie an. Dabei ging langsam der Vorhang auf und Norbert machte die Begrüßung.
Der Saal war proppenvoll. Und gleich Stimmung. Nach den Melodierunden ging es mit dem Gesang los. For you love, Misery und PS I love you. Danach kam eine kleine Steigerung Hard of stone, Tell me und Time is on my side.

Die Stimmung im Saal wurde immer besser. Und dann kamen unsere absoluten Stimmungstitel: Poor Boy, Hang on Sloopy, Painter Man, Keep on running, Twist and Shout und Satisfaction. Hierbei brachen wir mit den alten Traditionen und spielten 6 Titel hintereinander.
Der Saal kochte natürlich und ab diesem Moment hatten wir immer volles Haus. Am schwersten hatte es aber unser Schlagzeuger Fürstel. Damals war es üblich, wie die Beatles, den Trommler erhöht zu plazieren.

Peter,    Fürstel,    Jürgen,   Norbert

Wir hatten 6 Tische zusammengeschoben, einige Tischdecken drauf und oben saß Fürstel. Es gab nur ein Problem, nach jeder Runde mussten die Tische wieder richtig zusammengeschoben werden.
Eine weitere Schwierigkeit war, dass die Boxen auf dem Boden vor den Tischen standen. Fürstel hörte kaum etwas. Er war allerdings so taktfest, dass er uns mit seinem Schlagzeug führte. Ebenso gab es keine spontanen Improvisationen wie wir es später praktizierten. So wie der Titel geprobt wurde wurde er auch abgespielt, wurde wirklich, je nach Stimmung im Saal, noch eine Strophe oder nochmals ein Refrain angehängt verständigte sich Norbert mit Fürstel.
Wir wurden immer beliebter. Auch wenn wir außerhalb spielten reiste eine ganze Menge Jugendlicher hinterher. Wir hatten Zulauf teilweise sogar aus Erfurt.

Ein anderer Veranstalter für den wir manchmal spielten war das Jugendklubhaus. Herr Stübe war hier der Leiter. Er hatte nur ein Bein und ging auf Krücken. Wenn er oben an der Treppe zum Einlaß stand hatten all die schlechte Karten die entweder etwas gammlig gekleidet waren oder die etwas längere Haare hatten. Herr Stübe griff hart durch.

Wir selbst mussten auch auf der Bühne ordentlich gekleidet sein, die Haare durften auch möglichst nicht über den Hemdkragen reichen. Man konnte sich jedoch anstrengen wie man wollte, passierte etwas im Saal war die Kapelle immer Schuld. Dann mussten wir auf dem Rat des Kreises Abteilung Kultur antanzen und es gab eine Rüge. Schlimmstenfalls wurden wir auf das Volkspolizeikreisamt vorgeladen und mussten unsere Zeugenaussage machen da wir ja durch das Stehen auf der Bühne einen relativ guten Überblick hatten.








...und hier geht es wieder zurück    jamesdancingsound.de.tl.



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